Schlimme Ernteverluste im Streuobst- und Weinbau

War’s das? Hat eine Nacht die Obsternte der gesamten Region vernichtet? Nach den heftigen Minusgraden vor zwei Wochen sieht es jedenfalls bei uns so aus, und für den Zollernalbkreis, weite Gebiete des Streuobstparadieses und auch im Badischen sind die Schäden bestätigt. Was das für Obst- und Weinbauern bedeutet, ist im Moment noch nicht wirklich abzuschätzen.

Frostblüte – oder wie in einer Nacht Blütenträume sterben

Auf den ersten Blick sah es am Morgen des 21. April aus, als wäre nichts passiert. Auch die Sonne schien frühjahrsgerecht; ein bisschen frisch war’s halt. Das darf es im April ja auch. Wer aber die Tage zuvor das Wetter beobachtet und auch die Vorhersage verfolgt hatte, der ahnte nichts Gutes. Das Problem: Durch den warmen März, wohl der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, war die Natur schon viel zu weit – bis zu vier Wochen, wie im Kaiserstuhl.

 

 

Auch Markus Zehnder, oberster Obstbauberater im Landkreis Zollernalb (Kollege von Joachim Löckelt / Kreis Tübingen) hatte am Abend vor dem Frost schon befürchtet: „Wenn das kommt wie angekündigt – nämlich unter Minus 4° C – dann war’s das mit dem Streuobst für dieses Jahr.“

Ja, und so kam es dann auch. Wie andere Gütlesbesitzer auch besah sich Jürgen Hirning vom Kreisobstbauverband Tübingen an dem Freitagmorgen den Schaden im fast schon makaber unschuldig strahlenden Sonnenschein. „Heute Nacht“, klagt er, „ist die komplette Obsternte in Gomaringen verfroren… schlimm… ein Drama“. Keine Kirsche sei bei ihm durchgekommen, keine Zwetschge, keine Mirabelle, keine Birne. „Vielleicht noch ein paar späte Äpfel…“.

Erfrorene Apfelblüte
Erfrorene Apfelblüte

Aus für den 2017er Steinlachtäler?

Im Landesbühl hatte es nachts Minus 6° C gehabt, ebenso vor Lindach. Minus 2° C sind schon kritisch – und die nächste Nacht kam es mindestens genauso heftig. Und als wäre das nicht genug, setzte der Schneefall in den nächsten Tagen noch eins drauf.

Auch Günter Letz bestätigte sichtlich erschüttert: „80 bis 100 Prozent der Ernte ist hinüber“. In der Hand hielt er auch einen traurigen Walnusszweig – die Blätter und Blüten dunkelbraun, zerstört.

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Vielleicht hätten die gerade erst knospenden Blüten eine Chance, späte Sorten. Aber die meisten Blüten sind erfroren, hängen vielerorts traurig braun an den Bäumen und werden bald abfallen. Auch die schon ausgebildeten Fruchtansätze von Birne und Kirsche sind innen braun – kein gutes Zeichen. Das war’s möglicherweise dann auch für den diesjährigen Steinlachtäler. Man kann es noch nicht definitiv sagen. Und der hatte sich so gut angelassen…

Bilder und Text: Angela Hammer