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Buchsbaumzünsler

Raupen bereits am Fressen

Ein alarmierende Meldung kam heute vom Landratsamt Tübingen: Der Buchsbaumzünsler ist in unserer Region schon wieder unterwegs. Aber es gibt auch Hoffnung. Man muss nur aufpassen und dranbleiben:

Natur – Bazillen helfen gegen Buchsbaumzünsler

KREIS TÜBINGEN. Das Landratsamt weist darauf hin, dass der Buchsbaumzünsler bereits an den warmen Tagen im März wieder am Fressen ist. Gut erkennbar sind die Raupen am schwarzen Kopf und grünen Körper mit zwei dunklen Seitenstreifen. Ein Hinweis auf die versteckt lebenden Larven sind Gespinste und frische grüne Kotkrümel. Nach mehreren Larvenstadien verursachen die ausgewachsenen Raupen der ersten Schädlingsgeneration im Mai gravierende Fraßschäden.

Das Amt empfiehlt daher: Kontrollieren Sie Ihre Buchsbäume wöchentlich, vor allem auch im inneren und unteren Bereich der Pflanzen. Bei geringem Befall können diese abgesammelt werden. Bei starkem Befall und großen Beständen lassen sich die Raupen mit dem biologischen Wirkstoff »Bacillus thuringiensis« bekämpfen. Die Sporen dieses Bakteriums bewirken ausschließlich bei Schmetterlingsraupen einen Fraßstopp und das Absterben der Tiere. Auf andere Organismen hat das Mittel keine Auswirkungen. Der Buchsbaum sollte mit dem Mittel gut benetzt werden. Optimal ist der Einsatz auf die noch kleinen Raupen und bei Sonnenschein, damit der Wirkstoff nicht vom Regen abgewaschen wird. Der Wirkstoff »Bacillus thuringiensis« darf nur einmal im Jahr benutzt werden. Für den zweiten Bekämpfungszeitraum im Juni gibt es weitere Mittel. (em)

Hier ist das Merkblatt des Landratsamts Tübingen.

Beitragsbild: AtelierMonpli (Wikipedia)

Fachwarte im Buchbach

Buchbachbäume mit kräftigem Schnitt verjüngt

ANGELA HAMMER.

Sie war so was von verwildert… 10 Jahre wurde sicher nichts an der Gemeinde-Obstanlage im Buchbach gemacht. Seit dem letzten Schnittkurs aber und erst recht seit heute sehen viele der alten Obstbäume aus, als hätten sie, befreit von einer große Last, regelrecht aufgeatmet! Einige Fachwarte waren den ganzen Tag hier und haben viel Energie und Zeit reingesteckt. Jetzt erkennt man erst wieder, wie schön die Bäume trotz ihres hohen Alters noch sind – wie die Nr. 247, ein über 80 Jahre alter Berlepsch.

6,5 Hektar ist die Anlage groß. Martin Kuttler muss es genau wissen, denn seit diesem Jahr ist er der Pächter und kümmert sich mit seinem Fachwissen wieder um die Anlage. Heute halfen ihm Günter Letz, Willy Junger, Jürgen Hirning, Christof Lösel und Falk Föll aus Mössingen, Alfred Volk aus Dußlingen sowie der neue Vorsitzende der Fachwartevereinigung, Armin Raidt aus Rottenburg. Rund 200 Hochstämme sind aus der Pflanzung von 1936/37 noch übrig; als Junganlage kamen 1961/62 um die 80 dazu. Recht neu und jung gibt es 40-50 junge Bäume aus den letzten 10 Jahren, darunter auch die Hochzeitsbäume, die Bürgermeister Steffen Heß vor drei Jahren initiiert hatte. 1953 muss wohl die letzte Zählung auf der gesamten Gemarkung gewesen sein, erinnert sich Jürgen Hirning. Da war Geo Renz dabei und zwei Feldschütze (wär doch mal was für die Gemeindevollzugsbedienstete!;-)). Er schätzt, dass heute von den 15.000 Bäumen noch rund 9.000 übrig sind, einschließlich Neupflanzungen. „Für mich ist es ein kleines Wunder“, sagt der Fachwart, „dass wir heute endlich gemeinsam die Bäume von Misteln befreit haben“. „Und dass man die alten noch so gut pflegen kann“, ergänzt Martin Kuttler. Denn das geht gut, mit Augenmaß, Vorstellungsvermögen und Geduld. Und Fachwissen, natürlich. Um sich ein Bild vom Ausmaß des Arbeitsaufwandes zu machen: Gut die Hälfte der Anlage im Buchbach ist nun geschafft; immerhin wurde bis fast in den Abend intensiv gearbeitet. Nächstes Jahr soll es weitergehen.

Viele alte Sorten im Buchbach

Kurz vor der Blüte sei der Schnitt jetzt genau richtig. Viel mehr als 30 Prozent sollte der Ausschnitt aber nicht betragen. Geht es um Krankheiten oder Mistelbefall, darf es durchaus mal mehr sein, bis zu 70 Prozent können alte Bäume schon auch mal vertragen. Im Buchbach waren mehr als ein Drittel nötig. „Wir haben ja heute keine Kosmetik betrieben“, erklärt Willy Junger, „das waren sozusagen Grundoperationen, damit überhaupt erst mal wieder Luft und Licht an alle Äste kommen“.

Die Buchbach-Anlage der Gemeinde ist kartiert, man kann also sehr schön sehen, wieviele alten Sorten hier wachsen: Berlepsch, Bittenfelder, Goldparmäne, Gewürzluike, Brettacher, Bohnapfel, Boskoop, Jakob Fischer und Reutlinger Streifling oder Roter Trier, aber solche inzwischen selten gewordenen wie Roter Ziegler. „Die waren früher ganz wichtig“, weiß Jürgen Hirning noch, „denn die geben die schönen Farben“.

 

 

Und so sollte es eigentlich nicht aussehen:

IMG_0468Hammer

Die Fachwarte bezweifeln, dass der Radikalschnitt dem Baum guttut. „Man sollte keine Wunden mit mehr als 10 cm Durchmesser wie hier schlagen“, sagt Willy Junger. Von „Todesurteil“ ist gar die Rede.  Und das hätte anders aussehen können; den dieser Schnitt erfolgte nach dem letzten Schnittkurs.

Hier geht es zu den Schnitt-Tipps von Kreisobstbau-Berater Joachim Löckelt. Sie sind wesentlich für die Baumschnittförderung.

 

(Bilder: Angela Hammer)

 

Winterschnittkurs war ein toller Erfolg

ANGELA HAMMER.

„So macht’s richtig Spaß!“ Günter Letz strahlte. Und es war wirklich unglaublich – so viele Interessenten hatten sich noch nie für den Schnittkurs des OGV im Buchbach gefunden. Selbst aus Tübingen kamen am Samstagnachmittag noch Anmeldungen. Allerdings hatten wir nicht nur im Gemeindeboten einen „flammenden“ Aufruf zur Teilnahme gestartet, sondern auch GEA und Tagblatt um Vorankündigung gebeten. Eingeladen waren ausdrücklich und vor allem Nichtmitglieder. Und es kamen –  65 Interessierte, darunter tatsächlich eine Handvoll Frauen. Und Nachwuchs! Philipp Renz war da, und sein Kumpel Martin Kuttler gehört sowieso zu den Fachwarten. Jürgen Hirning war ganz stolz auf die beiden.

Wertvolle Tipps von den Fachwarten

Die Obstwiese im Buchbach rund um die jungen Hochzeitsbäume ist schon ziemlich in die Jahre gekommen; die Gemeinde hat sie wohl 1937 angelegt. Entsprechend traurig sehen auch viele Bäume aus und müssen dringend gepflegt werden, zumal von den Eschen hinter dem Parkplatz die Misteln mit Macht in die Kronen drängen. Also, sie wandern dort nicht hin, aber die Vögel tragen die Samen in die Obstbäume, und die halten den starken Mistelbewuchs auf Dauer nicht ohne Schäden aus. Zumal sich die Mistel mit ihrer Senkwurzel tief in die wasserführende Schicht der Äste krallt.

An mehreren alten Bäumen zeigten und erklärten am Samstagnachmittag alle 5 Fachwarte des OGV – Günter Letz und Willy Junger, Martin Kuttler, Alexander Walter und Jürgen Hirning –, wie’s geht. „Was senkrecht steht, wächst, was nach unten oder im Schatten wächst, stirbt irgendwann ab – und am Waagrechten gibt’s die besten Früchte“ (Günter Letz), „Der hat Platz, den lassen wir, den da oben machen wir weg, das ist sowieso alles nix – und hier haben wir eine klassische Konkurrenzsituation, also muss der weg… ach je, mr sott gar ed drumrum laufe…“ (Jürgen Hirning) und auf die Frage, wann denn die richtige Zeit für die verschiedenen Obstsorten wäre: „Beem ka mr s’ganze Jahr schneide“ (Willy Junger). Bis auf die Walnuss – die schneidet man erst, wenn der Baum grüne Früchte trägt. Der Schnitt im Winter hätte sich wohl eingebürgert, weil da die Bauern halt Zeit hatten.

Wenn man so zuhörte, schien alles logisch… ich gebe zu: für mich bleibt das ein Buch mit sieben Siegeln!;-) Aber viel wichtiger ist ja, dass die, die für die Bäume Verantwortung tragen, auch wissen wie man sie pflegt. Vom Bauhof war immerhin Dietmar Junger da!:-)

Am späten Nachmittag, bei Günter Letz sortenreinem Fleiner-Brand von 1998(!), schien es, als hätten sich die verjüngten Bäume nun regelrecht aufgerichtet und durchgeatmet…