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Fachwarte verjüngen den Buchbach

ANGELA HAMMER.

Alexander Walter und Martin Kuttler arbeiten sich hoch über ihren Köpfen durch dichtes Astgewirr und unüberschaubar viele Mistelnester, fast brachial scheint es. Er ist einer der letzten mistelbefallenen Bäume im Buchbach. Doch anders kommt man dem älteren Apfelbaum kaum mehr bei, erklärt Christian Wieland. Er ist im Vorstand der Tübinger Fachwartevereinigung, die am Freitag wieder in den Gomaringer Obstanlage gekommen war.

 

Der Baum nah am Waldrand hat klimatisch schwierigen Bedingungen getrotzt, wurde lange nicht gepflegt und muss weit mehr als 30 Prozent der Krone lassen. „Eigentlich ist der Kopf schon unten, und wir operieren am offenen Herzen“, meint Alexander Walter. „Schauen wir mal, wie er’s packt“. Es ist eine „Landsberger Renette“, eine alte Apfelsorte von 1850. Laut Wikipedia-Beschreibung stellt er „keine besonderen Ansprüche an den Boden und eignet sich insbesondere für kühle Lagen. Nasse und nährstoffarme Standorte begünstigen allerdings die Entstehung von Obstbaumkrebs“.

 

Günter Letz hat die Sorte herausgefunden. Der erste Vorstand des OGV Gomaringen hat in den letzten Monaten bereits 60 Obstbäume der Gemeinde geschnitten – allein. Die komplette Anlage im Buchbach, einschließlich der so genannten Jungbaumanlage, hat er kartiert und die Bäume genau mit Sorte zugeordnet. „Den könnt ihr gar nicht genug loben“, schmunzelt ein Fachwartkollege bewundernd.

 

Urlaub für die Streuobstpflege

Mit Letz arbeiten am Freitag 16 Fachwarte, dabei auch zwei Frauen, aus dem Landkreis Tübingen im Auftrag der Gemeinde. Die, die noch berufstätig sind, haben für die letzte Schnittaktion dieser Saison einen Urlaubstag geopfert. Wie Christian Wieland aus Tübingen: „Meinen Resturlaub habe ich mit Baumschneiden verbracht!“ Aber das sei schließlich seine Leidenschaft, erklärt der Elektromeister.  Sein Kiebinger Vorstandskollege Armin Raidt nutzt sie Mittagspause in der Grillhütte für ein dickes Lob: „So viele waren noch nie dabei“. Die Stimmung sei gut, das Wetter auch. Alfred Strasdeit aus Öschingen greift das Thema auf; er ist fasziniert von der Teamarbeit und der „phänomenalen Kameradschaft“.

Willy Junger ist da nicht ganz unschuldig dran: Mit Roten Würsten, prima „Opa-Hans-Weckle“ und jeder Menge Getränke sorgte er für’s Catering in der Grillhütte.

 

Buchbachanlage bald fertig

Bis am Nachmittag waren die geplanten und rotweißen Bädern ausgezeichneten 38 Bäume fertig geschnitten. 142 sind es im Buchbach insgesamt, ohne die Patenbäume und zuzüglich der Junganlage.

Neue Linde auf der Stockacher Höhe

ANGELA HAMMER.

Sie habe ihm Sorgen gemacht, erzählt Willy Junger aus Stockach. Als Fachwart des Kreisverbands der Obst- und Gartenbauvereine hat man einen Blick für Bäume, vor allem, wenn etwas nicht stimmt. So bat Junger, auch 2. Vorstand des OGV Gomaringen, letztes Jahr Joachim Löckelt vom Landratsamt, sich die Stockacher Friedenslinde mit ihm anzuschauen. Löckelt, der Obst- und Gartenbaubeauftragte des Landkreises Tübingen, bestätigte Jungers Vermutung: „Die Linde ist krank“.

Friedenslinden erinnern an den Krieg 1870/71

Die markanten Linden waren schon seit jeher beliebte Bäume bei Siedlungen, sei es in der Dorfmitte oder auf Anhöhen. Es gab Gerichtslinden, unter denen Gericht gehalten wurde, oder den Tanz unter der Dorflinde. Linden wurden als Ehrung oder zur Erinnerung gepflanzt, etwa an Regierungsjubiläen. Oder eben als Erinnerung an einen überstandenen Krieg: nämlich wie hier auf der Stockacher Höhe in Erinnerung an den deutsch-französischen Krieg von 1870/71. Die über Bronnweiler ist bestimmt auch bekannt. Die Friedenslinden waren in Deutschland sehr verbreitet bzw. sind es heute noch, weil Linden mehrere hundert Jahre alt werden können. Die Lindenallee in Tübingen geht im Kern auf eine Pflanzung von 1508 (!) zurück; berühmt war auch die Ulrichslinde vor dem Unteren Schlosstor, die 1982 durch die jetzige ersetzt werden musste. Ob sie wirklich auf die Zeit Herzog Ulrichs zurückgeht, ist nicht sicher.

Auf der Stockacher Höhe beim Friedhof standen ursprünglich sogar zwei Linden. Eine davon fiel dem Orkan Wiebke vor ziemlich genau 28 Jahren zum Opfer. Jedenfalls bat Junger letzten Sommer die Gemeinde Gomaringen um Sicherungsmaßnahmen in der Krone der alten Linde. Das passierte auch recht schnell und tote Äste wurden herausgenommen, zumal aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht und der großen runden Bank in der Nähe. Eine Untersuchungen zur Ursache der Krankheit erfolgte noch nicht. Waren es vielleicht Folgen der Trockenheit in den Sommern zuvor? „Wir warten mal noch dieses Jahr ab“, meint Willy Junger.

Neue Linde von den Stockacher Highspeed-Initiatoren

In Stockach sind die Wege kurz. Nachdem die Gemeinde die Anfrage, ob sie eine neue Linde in der Nähe setzen könnte, an den OGV weitergereicht hatte, erinnerte sich Junger an die Stockacher Aktion mit der Frauenhoffer-Stiftung zum Internet-Breitband-Ausbau. Die Initiatoren – Martin Lennig, Rainer Denk und Stefan Junger – übernahmen die Investition von 200 Euro ausdrücklich privat und finanzierten zu dritt den Kauf einer rund 6 Jahre alten „Tilia cordata“ (Winterlinde).

Am vergangenen Wochenende kam das junge hübsche Bäumchen in angemessenem Abstand von der alten Linde in den Boden; Günter Letz und Willy Junger, die Vorstände des Obst- und Gartenbauvereins Gomaringen, übernahmen mit Alexander Walter den Pflanzschnitt und die Pflanzung, der OGV die Bewirtung des kleinen Stockacher Festakts. „Wir wollten keinen allzu großen Baum versetzen“, erklärt Junger, „er wäre recht schwer, und das Anwachsen wird kritischer, je älter Bäume sind“. Bernd Kemmler und Roland Luz vom OGV-Ausschuss sowie Bürgermeister Steffen Heß waren ebenfalls behilflich.

Die neue Linde hat nun in der Obhut der großen Bäume Zeit und Platz zum Wachsen; 15 bis 20 m kann ihr Kronendurchmesser im Erwachsenenalter durchaus erreichen. Wobei – Linden wachsen recht schnell, und die wohl erst recht. Immerhin bekam sie von allen fünf Pflanzern feines Berg-Bier zum Anwachsen spendiert.

Erinnerungsbaum mit Fernblick

Die alte Linde erinnert an den „gewonnenen“ Krieg gegen Frankreich 1871. Nach den vielen Jahrzehnten einer herzlichen Freundschaft mit unserem Nachbarland sollte man sie aber heute gewiss als Freundschaftslinde betrachten und würdigen. Vielleicht darf ja der neue Stockacher Baum mit dem Namen „Highspeed-Linde“ – in Erinnerung an die private Breitband-Ausbauaktion – auch ein bisschen an ein schnelles und intensives Band der kurzen Wege nach Frankreich erinnern!:-)

(Titelbild: Daniel Schneider)

Schnitt-Freuden in Kiebingen

Neues aus dem KOV / von unserem Fachwart Jürgen Hirning:

Mit 30 Teilnehmenden voll ausgebucht war der schon traditionelle 3-Tages-Schnittkurs des Kreisobstbauverbandes Tübingen (KOV). Alle zwei Jahre wird dieser Einsteigerkurs für Obstbaumschnitt angeboten und erfreut sich regen Zuspruchs. Und so wurde Mitte Januar im neu geschaffenen CompetenzCentrum für Obst- und Garten (CCOG) in Kiebingen fleißig Theorie und Praxis gelehrt.

Das Schwerpunkt-Thema war der fachgerechte Schnitt von Apfel- und Birnbäumen (Hoch- und Halbstämme), wie man sie auf unseren heimischen Streuobstwiesen antrifft – und wie sie oft auch darbend stehen: Ungepflegt, mit viel zu viel Holz und wild in den Himmel wachsenden Gipfeln.

An den ersten zwei Vormittagen wurden Grundlagen, Pflanzschnitt, Erziehungsschnitt, Erhaltungsschnitt und Erneuerungsschnitt im Kiebinger
Gartentreff „Malus“ in der Theorie vermittelt. An den Nachmittagen und am Samstag fand dann der Praxisunterricht auf den Bäumen im Lehrgarten und in den angrenzenden Streuobstwiesen statt.

Toller Kurs unter fachkundiger Anleitung

Geleitet und organisiert wurde der Kurs vom Armin Raidt, vom Landesverband (LOGL) geprüfter Obstbaumpfleger und Ausschussmitglied des KOV. Unterstützt wurde er von Markus Halder, ebenso LOGL geprüfter Fachwart für Obst- und Garten. Der theoretische Unterricht wurde kundigst von Joachim Löckelt, Kreisobstbauberater im Landratsamt Tübingen, vermittelt.

Die wunderbare, gedeihliche Stimmung, die den ganzen Kurs prägte, war mit Händen zu greifen, als Vereins-Vize Jürgen Hirning zum Abschluss die Teilnahmebescheinigungen überreichte. „Es isch soo schee ond nett ond gesellig ao gwesa“, so war einhellig zu hören. Sehr unterschiedlich präsentierten sich im Gespräch die Beweggründe für den Kurs: Da war der Gärtnermeister, der seine Kenntnisse verbreitern wollte ebenso wie die Ehefrau, die die Ausreden ihres Mannes „satt“ hat und nun selber zu Schere und Säge greifen will. Höchst willkommen desgleichen viele junge Frauen und Männer, die das Familien-Erbe in den Streuobstwiesen erhalten und pflegen wollen. „Ich sehe hier zwei junge Burschen mit Migrationshintergrund. So muss das sein, dann geht es weiter mit unseren Streuobstwiesen“, freute sich Jürgen Hirning mit dem jungen Araber und Eritreer sowie allen Teilnehmenden zum guten Schluss.


In zwei Jahren ist wieder Schnittkurs; nächstes Jahr findet wieder die Fachwartausbildung statt.

 

 

 

Fruchtgummis 2017/18

Es sind wieder Fruchtgummis erhältlich, und zwar aus der Schweizer Wasserbirne bei folgenden Verkaufsstellen:

 

möck22Biogärtnerei Grauer Gomaringen

Grauer

EmmyWAlter
logoBrennerei JungerSpeicher

Speicher Beim Nonnenhaus

Tübingen

 logo_small

Ölmühle Steinhilber

Dußlingen

Ölmühle

 

Silberburg Am Markt Tübingen

Silberburg

Hofladen Bechtle Tübingen

BEchtle_Waldhausen

Hofgut-Schwaerzloch-Logo
teehus_logoPost.Point Frz. Allee 3 Tübingen

LWV-Eingliederungshilfe Tübingen  / Insiva

LWV

Kemmler

Wankheim

Häussermann

Neckartailfingen und

RT-Oferdingen

 

logo_streib_moessingenAiS Streuobstladen Mössingen

Ulrichstraße 97

Die Steinlachtäler auf „Lehrfahrt“

ANGELA HAMMER.

Am 10. November folgten die „Steinlachtäler“ dem schon länger geäußerten Vorschlag, die beiden Pioniere und „Leuchttürme“ der Destillate im Schwäbischen Streuobstparadies zu besuchen. Willy Junger organisierte die Fahrt und die Führungen in der Manufaktur Jörg Geiger in Schlat und mit August Kottmann in Bad Ditzenbach. Leider zeigte uns das Wetter eine sehr nasskalte Schulter.

Bei Jörg Geiger in der Manufaktur

Jörg Geiger hatte jede Menge über seine jahrzehntelange Arbeit mit der Champagner Bratbirne, aber auch anderen alten Birnen- bzw. Apfelsorten zu erzählen, sowohl im Laden beim „Lamm“ als auch in der Brennerei und im Garkeller der Champagner Bratbirne. Unzählige feine Destillate, Süßweine, flaschengegärte Schaumweine, aber auch Cidre und Poirés, Apfelbrandy („Don’t call me Gin“!) und alkoholfreie Köstlichkeiten finden sich im (Online)Shop, in der anspruchsvollen Gastronomie, aber auch zum Teil auch bei uns hier im Handel.

Im Film erfuhr man etwas über das Life+-Projekt der Manufaktur (Vogelschutz im Albvorland, Sortenerhalt), im kleinen Garten hinter dem Haus über eigene und zugelieferte Duftpflanzen sowie Kräuter und Gewürze für die Schaumweine. Jörg Geiger berichtete von der Geschichte des Obstbaus in Württemberg und wie die Obstbäume aus den Gärten in die Fläche kamen. Natürlich blieb die Theorie – wie die Geschichte des Obstanbaus im Albvorland – nicht trocken; es gab auch etliches zu probieren.

Auf die Frage, ob er denn auch einen Gebiets-Cidre machen könne – so wie die Steinlachtäler den Most – meinte Geiger zumindest, er könne es sich vorstellen – 2.000 Liter müssten es halt mindestens sein. Aber das dürfte vermutlich das kleinste Problem sein!;-) Eine Alternative wäre natürlich Holweger in Täbingen, der schon den Mössingen Roten herstellt.

August Kottmann – ein Fass ohne Boden

Auf einer recht interessanten Albvorlandstrecke ging es dann über Auendorf von Schlat nach Bad Ditzenbach. Auch August Kottmann wusste da zu erzählen, dafür ist er ja bekannt. Über das Sankt Bernhardus Kräuterhaus, das Gansloser Hägenmark, das Filstal, die Urfils, das Lonetal und die Donau, die Kulturgeschichte von den Römer, das Hochsträß, die Burgen am Albtrauf… die Hiltenburg über Bad Dietzenbach verbrannte vor genau 501 Jahren. Die war schon wieder ein Thema für sich – und Rottmann mittenmang dabei;-) Auch der lange Obstlehrpfad bot viele Kottmann-Geschichten, gelehrte, tiefsinnige und wissensreiche fast zu jedem Baum. Nur leider war’s ziemlich kalt im strömenden Regen. Da konnten nur warmer hausgemachter Ofenschlupfer, Moste, feine Kottmann-Brände, Nusszopf und Kaffee entschädigen und zwischendurch aufwärmen! Und dann natürlich das Abendessen im Hirsch…

Und auch hier gab’s Informationen gratis und zuhauf: Wie macht man Most in drei Wochen? Und wie klärt man Most? Wie „gestaltet“ man „stabilen“ Most? Most zu machen sei immerhin schwieriger als Wein. Eine beruhigende Experteneinschätzung – ruft man sich die Mostseminare in Erinnerung… Da steckt noch Potenzial drin!;-)


Hier ein paar Erinnerungsbilder:

 

 

© alle Bilder: Angela Hammer