Archiv der Kategorie: Obstbau

Eindrücke von der Obstannahme 2020 in Stockach

Obstannahme für Steinlachtäler abgeschlossen

Am Samstag, 10. Oktober haben wir das letzte Mal Obst angenommen für unsere Steinlachtäler Produkte. Wir haben in Stockach 121,1 Tonnen Äpfel und 9,1 Tonnen Birnen angenommen. Alle Sammelstellen zusammen haben 219,7 Tonnen Äpfel u. Birnen angenommen das ergibt ca. 132.000 l Saft. Mit diesem Sammelergebnis ist sichergestellt, dass der Steinlachtäler Saft und Most bis zur nächsten Annahme 2021 reichen wird.

Durch die Anlieferung von reifem und gesundem Obst und der Verarbeitung am Annahmetag ist die Spitzenqualität unseres Saftes gewährleistet. Die Anlieferer durften sich dieses Jahr über einen fairen Preis für ihr Obst freuen, aber das schlägt sich auch im Laden am Verkaufspreis nieder – sie bekommen aber dafür ein Spitzenprodukt in Bio-Qualität zu einem fairen Preis. Wir dürfen unsere Säfte nicht als Bio-Saft verkaufen, da die Streuobstwiesen unserer Anlieferer nicht Biozertifiziert sind.

Wir danken allen die zum Erfolg unserer diesjährigen Sammelaktion beigetragen haben. Unser besonderer Dank gilt Ludwig u. Martin Junger für die Bereitstellung des Staplers, der Annahmekisten und der Halle, auch den Fahrern Frank und Felix Ankele gebührt unser Dank für den Transport nach Neckartailfingen. Dem Helferteam, das jedes Mal für einen reibungslosen Ablauf sorgte, sei auch herzlich gedankt.

Die Obst- u. Gartenbauvereine aus dem Wiesaz- und Steinlachtal freuen sich, wenn sie bei ihrem Getränkeeinkauf die Steinlachtäler Produkte auf ihren Einkaufswagen packen. In Gomaringen finden sie diese Produkte bei EDEKA-Möck, Emmy Lindgrün und Multi-Center.

BILDER VON GÜNTER LETZ:

„Neuer Schnitt für alte Bäume“

Eine Meldung vom LOGL:

13. Landesweite Streuobstpflegetage vom 1. – 31. März 2020

Der Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V. (LOGL) ruft in diesem Jahr bereits zum 13. Mal die Landesweiten Streuobstpflegetage aus. In der erfolgreichen LOGL-Initiative steht insbesondere die Sanierung älterer Obstbäume im Vordergrund. Altbestände werden durch einen Erneuerungsschnitt wieder vitalisiert – ihre Lebensdauer und damit auch ihr ökologischer Wert können dadurch deutlich gesteigert werden.

Rund 9 Millionen Bäume auf 115.000 Hektar bilden in Baden-Württemberg die größten zusammenhängenden Streuobstbestände in ganz Europa. Ihre Biodiversität ist enorm. Sie prägen das Landschaftsbild in typischer Weise und  bieten  Lebensraum  für rund  5.000 Tier- und Pflanzenarten. Ihr Baumbestand weist mit etwa 3.000  verschiedenen  Obstsorten eine große Vielfalt auf. Deren Robustheit ist auch als Genreservoir mit großem Potenzial zu sehen und trägt zum hohen ökologischen Wert der Streuobstwiesen bei. Dieser wertvolle Lebensraum kann nur erhalten werden, wenn die Obstbäume in Abständen gepflegt werden – bedingt durch die fehlende Wirtschaftlichkeit und die mangelnde Fachkenntnis vieler Baumbesitzer heute oft ein zentrales Problem.

Mit den Landesweiten Streuobstpflegetagen will der LOGL zum Erhalt dieser wertvollen Kulturlandschaft beitragen. Die teilnehmenden Obst- und Gartenbauvereineund

LOGL- Geprüften Obst- und Gartenfachwarte und Obstbaumpflegermelden dem LOGL die Anzahl der Streuobstbäume, die während des Monats März geschnitten wurden. In den letzten Jahren waren es landesweit jährlich etwa 9.000 Streuobstbäume, die ohne einen Cent öffentliche Förderung  saniert wurden – eine rein ehrenamtlicheLeistung! Zunehmend steht hierbei auch die Entfernung von Misteln aus Obstbeständen im Fokus. Durch die  Aktion wird  nicht  nur wichtiges  fachliches Wissen  erhalten und  weitergegeben, es wird auch Begeisterung und Freude für den Streuobstbau und  die  Obstbaumpflege  geweckt. In einer sinnvollen Tätigkeit kann man hier Ausgleich und Erholung finden, bekommt ein Fitnesscenter im Grünen und eine gesunde, regionale Produkte als willkommene Dreingaben. Eine bessere CO2-Bilanz gibt es nicht  – was am Ende der Natur und den Obstwiesenbesitzern zugute kommt.

Wir freuen uns auf eine rege Teilnahme in diesem Jahr! Melden Sie sich einfach an unter www.logl-bw.de

Der LOGL ist die Dachorganisation der Obst- und Gartenbauvereine im Land mit über 100.000 Mitgliedern.


Kontakt:

Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft Baden-Württemberg e.V. (LOGL) Klopstockstraße 6, 70193 Stuttgart
Tel: 0711-632901, Fax: 0711-638299

Mail: info@logl-bw.de
Homepage: www.logl-bw.de

Nachwuchs auf der Hochzeitswiese im Buchbach

VON ANGELA HAMMER.

Am 16.11. 2019 erhielt die Gomaringer „Hochzeitswiese“ im Buchbach wieder Nachwuchs. Bei der sechsten Pflanzaktion auf der Gomaringer Hochzeitswiese konnten wir gemeinsam mit Bürgermeister Steffen Heß sieben Brautpaare begrüßen, die sich bei ihrer Trauung dieses Jahr für die Pflanzung eines jungen Baumes entschieden hatten. Mit drei Apfelbäumen, einer Birne, einer Zwetschge und zwei Elsbeeren am Waldrand wurde der Bestand weiter verjüngt. Ein Apfelbaum wurde nachgepflanzt. Seit 2014 sind die Jungbäume im Buchbach auf 41 Stück angewachsen.

Luft sei noch für rund 50 bis 60 Stück, wie Günter Letz feststellte. Der 1. Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins Gomaringen hatte gemeinsam mit Willy Junger und Alexander Walter – alles Fachwarte – die Pflanzung sorgfältig vorbereitet, also die Bäume nebst Wurzelkorb und Verbissschutz besorgt, die Plätze ausgesucht und die Pflanzlöcher bereits ausgehoben. So blieb genügend Zeit für die Begrüßung und die Erklärungen von Günter Letz und Willy Junger zum Pflanzschnitt an Wurzel und Krone der Bäume.

Tradition immer wieder neu belebt

„Ich freue mich“, so der Bürgermeister, „dass Sie unsere Tradition aufs Neue beleben und auf der Gomaringer Hochzeitswiese Ihren Hochzeitsbaum pflanzen“. Den schönen Brauch pflegen viele Ortschaften in Deutschland. Er ist schon sehr alt, und immer mehr Gemeinden lassen ihn wieder aufleben. In Gomaringen wurde er bis Ende der Neunziger Jahre gepflegt und vor einigen Jahren reaktiviert: Nachdem am 25. März 2014 die Hochzeitswiese mit dem OGV und der Pflanzung eines symbolischen Hochzeitsbaumes eröffnet wurde, pflanzten am 15. November 2014 fünf Ehepaare die ersten „echten Hochzeitsbäume“ im Buchbach. Heß: „Schön, dass bis heute die Hochzeitswiese so regen Zuspruch findet. Der Baum stand schon immer als Symbol für Kraft, Stärke und Beständigkeit in der Ehe, für das Zusammenwachsen der Eheleute. Ihre Pflanzung zeugt also von Respekt vor diesen Werten. Gleichzeitig ist sie auch – für uns alle – ein sinnvoller Beitrag zur Erhaltung unserer landschaftsprägenden Streuobstwiesen, einem wertvollen Lebensraum für viele Tierarten.“

Heß bedankte sich beim Team des OGV – auch dafür, dass die Fachwarte unterm Jahr regelmäßig nach dem Bestand schauen. Sein Dank galt auch den „drei Damen vom Grill“ Käthe Schuker, Doris Jaissle und Tanja Möck: sie hatten dieses Jahr leckere Kalbsbratwürste vom Wiesengrund Bronnweiler vorbereitet. Auch der heiße Glühmost kam gut an; immerhin zeigte sich der Novembervormittag recht kühl und feucht.

Zu den Äpfeln und Birnen gesellt seit diesem Jahr übrigens auch der erste Kirschbaum, eine Sauerkirsche, die der OGV der Gemeinde spendierte.

Fachwarte im Buchbach

Buchbachbäume mit kräftigem Schnitt verjüngt

ANGELA HAMMER.

Sie war so was von verwildert… 10 Jahre wurde sicher nichts an der Gemeinde-Obstanlage im Buchbach gemacht. Seit dem letzten Schnittkurs aber und erst recht seit heute sehen viele der alten Obstbäume aus, als hätten sie, befreit von einer große Last, regelrecht aufgeatmet! Einige Fachwarte waren den ganzen Tag hier und haben viel Energie und Zeit reingesteckt. Jetzt erkennt man erst wieder, wie schön die Bäume trotz ihres hohen Alters noch sind – wie die Nr. 247, ein über 80 Jahre alter Berlepsch.

6,5 Hektar ist die Anlage groß. Martin Kuttler muss es genau wissen, denn seit diesem Jahr ist er der Pächter und kümmert sich mit seinem Fachwissen wieder um die Anlage. Heute halfen ihm Günter Letz, Willy Junger, Jürgen Hirning, Christof Lösel und Falk Föll aus Mössingen, Alfred Volk aus Dußlingen sowie der neue Vorsitzende der Fachwartevereinigung, Armin Raidt aus Rottenburg. Rund 200 Hochstämme sind aus der Pflanzung von 1936/37 noch übrig; als Junganlage kamen 1961/62 um die 80 dazu. Recht neu und jung gibt es 40-50 junge Bäume aus den letzten 10 Jahren, darunter auch die Hochzeitsbäume, die Bürgermeister Steffen Heß vor drei Jahren initiiert hatte. 1953 muss wohl die letzte Zählung auf der gesamten Gemarkung gewesen sein, erinnert sich Jürgen Hirning. Da war Geo Renz dabei und zwei Feldschütze (wär doch mal was für die Gemeindevollzugsbedienstete!;-)). Er schätzt, dass heute von den 15.000 Bäumen noch rund 9.000 übrig sind, einschließlich Neupflanzungen. „Für mich ist es ein kleines Wunder“, sagt der Fachwart, „dass wir heute endlich gemeinsam die Bäume von Misteln befreit haben“. „Und dass man die alten noch so gut pflegen kann“, ergänzt Martin Kuttler. Denn das geht gut, mit Augenmaß, Vorstellungsvermögen und Geduld. Und Fachwissen, natürlich. Um sich ein Bild vom Ausmaß des Arbeitsaufwandes zu machen: Gut die Hälfte der Anlage im Buchbach ist nun geschafft; immerhin wurde bis fast in den Abend intensiv gearbeitet. Nächstes Jahr soll es weitergehen.

Viele alte Sorten im Buchbach

Kurz vor der Blüte sei der Schnitt jetzt genau richtig. Viel mehr als 30 Prozent sollte der Ausschnitt aber nicht betragen. Geht es um Krankheiten oder Mistelbefall, darf es durchaus mal mehr sein, bis zu 70 Prozent können alte Bäume schon auch mal vertragen. Im Buchbach waren mehr als ein Drittel nötig. „Wir haben ja heute keine Kosmetik betrieben“, erklärt Willy Junger, „das waren sozusagen Grundoperationen, damit überhaupt erst mal wieder Luft und Licht an alle Äste kommen“.

Die Buchbach-Anlage der Gemeinde ist kartiert, man kann also sehr schön sehen, wieviele alten Sorten hier wachsen: Berlepsch, Bittenfelder, Goldparmäne, Gewürzluike, Brettacher, Bohnapfel, Boskoop, Jakob Fischer und Reutlinger Streifling oder Roter Trier, aber solche inzwischen selten gewordenen wie Roter Ziegler. „Die waren früher ganz wichtig“, weiß Jürgen Hirning noch, „denn die geben die schönen Farben“.

 

 

Und so sollte es eigentlich nicht aussehen:

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Die Fachwarte bezweifeln, dass der Radikalschnitt dem Baum guttut. „Man sollte keine Wunden mit mehr als 10 cm Durchmesser wie hier schlagen“, sagt Willy Junger. Von „Todesurteil“ ist gar die Rede.  Und das hätte anders aussehen können; den dieser Schnitt erfolgte nach dem letzten Schnittkurs.

Hier geht es zu den Schnitt-Tipps von Kreisobstbau-Berater Joachim Löckelt. Sie sind wesentlich für die Baumschnittförderung.

 

(Bilder: Angela Hammer)

 

Winterschnittkurs war ein toller Erfolg

ANGELA HAMMER.

„So macht’s richtig Spaß!“ Günter Letz strahlte. Und es war wirklich unglaublich – so viele Interessenten hatten sich noch nie für den Schnittkurs des OGV im Buchbach gefunden. Selbst aus Tübingen kamen am Samstagnachmittag noch Anmeldungen. Allerdings hatten wir nicht nur im Gemeindeboten einen „flammenden“ Aufruf zur Teilnahme gestartet, sondern auch GEA und Tagblatt um Vorankündigung gebeten. Eingeladen waren ausdrücklich und vor allem Nichtmitglieder. Und es kamen –  65 Interessierte, darunter tatsächlich eine Handvoll Frauen. Und Nachwuchs! Philipp Renz war da, und sein Kumpel Martin Kuttler gehört sowieso zu den Fachwarten. Jürgen Hirning war ganz stolz auf die beiden.

Wertvolle Tipps von den Fachwarten

Die Obstwiese im Buchbach rund um die jungen Hochzeitsbäume ist schon ziemlich in die Jahre gekommen; die Gemeinde hat sie wohl 1937 angelegt. Entsprechend traurig sehen auch viele Bäume aus und müssen dringend gepflegt werden, zumal von den Eschen hinter dem Parkplatz die Misteln mit Macht in die Kronen drängen. Also, sie wandern dort nicht hin, aber die Vögel tragen die Samen in die Obstbäume, und die halten den starken Mistelbewuchs auf Dauer nicht ohne Schäden aus. Zumal sich die Mistel mit ihrer Senkwurzel tief in die wasserführende Schicht der Äste krallt.

An mehreren alten Bäumen zeigten und erklärten am Samstagnachmittag alle 5 Fachwarte des OGV – Günter Letz und Willy Junger, Martin Kuttler, Alexander Walter und Jürgen Hirning –, wie’s geht. „Was senkrecht steht, wächst, was nach unten oder im Schatten wächst, stirbt irgendwann ab – und am Waagrechten gibt’s die besten Früchte“ (Günter Letz), „Der hat Platz, den lassen wir, den da oben machen wir weg, das ist sowieso alles nix – und hier haben wir eine klassische Konkurrenzsituation, also muss der weg… ach je, mr sott gar ed drumrum laufe…“ (Jürgen Hirning) und auf die Frage, wann denn die richtige Zeit für die verschiedenen Obstsorten wäre: „Beem ka mr s’ganze Jahr schneide“ (Willy Junger). Bis auf die Walnuss – die schneidet man erst, wenn der Baum grüne Früchte trägt. Der Schnitt im Winter hätte sich wohl eingebürgert, weil da die Bauern halt Zeit hatten.

Wenn man so zuhörte, schien alles logisch… ich gebe zu: für mich bleibt das ein Buch mit sieben Siegeln!;-) Aber viel wichtiger ist ja, dass die, die für die Bäume Verantwortung tragen, auch wissen wie man sie pflegt. Vom Bauhof war immerhin Dietmar Junger da!:-)

Am späten Nachmittag, bei Günter Letz sortenreinem Fleiner-Brand von 1998(!), schien es, als hätten sich die verjüngten Bäume nun regelrecht aufgerichtet und durchgeatmet…