Schlagwort-Archive: Buchbach

Nachwuchs auf der Hochzeitswiese im Buchbach

VON ANGELA HAMMER.

Am 16.11. 2019 erhielt die Gomaringer „Hochzeitswiese“ im Buchbach wieder Nachwuchs. Bei der sechsten Pflanzaktion auf der Gomaringer Hochzeitswiese konnten wir gemeinsam mit Bürgermeister Steffen Heß sieben Brautpaare begrüßen, die sich bei ihrer Trauung dieses Jahr für die Pflanzung eines jungen Baumes entschieden hatten. Mit drei Apfelbäumen, einer Birne, einer Zwetschge und zwei Elsbeeren am Waldrand wurde der Bestand weiter verjüngt. Ein Apfelbaum wurde nachgepflanzt. Seit 2014 sind die Jungbäume im Buchbach auf 41 Stück angewachsen.

Luft sei noch für rund 50 bis 60 Stück, wie Günter Letz feststellte. Der 1. Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins Gomaringen hatte gemeinsam mit Willy Junger und Alexander Walter – alles Fachwarte – die Pflanzung sorgfältig vorbereitet, also die Bäume nebst Wurzelkorb und Verbissschutz besorgt, die Plätze ausgesucht und die Pflanzlöcher bereits ausgehoben. So blieb genügend Zeit für die Begrüßung und die Erklärungen von Günter Letz und Willy Junger zum Pflanzschnitt an Wurzel und Krone der Bäume.

Tradition immer wieder neu belebt

„Ich freue mich“, so der Bürgermeister, „dass Sie unsere Tradition aufs Neue beleben und auf der Gomaringer Hochzeitswiese Ihren Hochzeitsbaum pflanzen“. Den schönen Brauch pflegen viele Ortschaften in Deutschland. Er ist schon sehr alt, und immer mehr Gemeinden lassen ihn wieder aufleben. In Gomaringen wurde er bis Ende der Neunziger Jahre gepflegt und vor einigen Jahren reaktiviert: Nachdem am 25. März 2014 die Hochzeitswiese mit dem OGV und der Pflanzung eines symbolischen Hochzeitsbaumes eröffnet wurde, pflanzten am 15. November 2014 fünf Ehepaare die ersten „echten Hochzeitsbäume“ im Buchbach. Heß: „Schön, dass bis heute die Hochzeitswiese so regen Zuspruch findet. Der Baum stand schon immer als Symbol für Kraft, Stärke und Beständigkeit in der Ehe, für das Zusammenwachsen der Eheleute. Ihre Pflanzung zeugt also von Respekt vor diesen Werten. Gleichzeitig ist sie auch – für uns alle – ein sinnvoller Beitrag zur Erhaltung unserer landschaftsprägenden Streuobstwiesen, einem wertvollen Lebensraum für viele Tierarten.“

Heß bedankte sich beim Team des OGV – auch dafür, dass die Fachwarte unterm Jahr regelmäßig nach dem Bestand schauen. Sein Dank galt auch den „drei Damen vom Grill“ Käthe Schuker, Doris Jaissle und Tanja Möck: sie hatten dieses Jahr leckere Kalbsbratwürste vom Wiesengrund Bronnweiler vorbereitet. Auch der heiße Glühmost kam gut an; immerhin zeigte sich der Novembervormittag recht kühl und feucht.

Zu den Äpfeln und Birnen gesellt seit diesem Jahr übrigens auch der erste Kirschbaum, eine Sauerkirsche, die der OGV der Gemeinde spendierte.

Fachwarte verjüngen den Buchbach

ANGELA HAMMER.

Alexander Walter und Martin Kuttler arbeiten sich hoch über ihren Köpfen durch dichtes Astgewirr und unüberschaubar viele Mistelnester, fast brachial scheint es. Er ist einer der letzten mistelbefallenen Bäume im Buchbach. Doch anders kommt man dem älteren Apfelbaum kaum mehr bei, erklärt Christian Wieland. Er ist im Vorstand der Tübinger Fachwartevereinigung, die am Freitag wieder in den Gomaringer Obstanlage gekommen war.

 

Der Baum nah am Waldrand hat klimatisch schwierigen Bedingungen getrotzt, wurde lange nicht gepflegt und muss weit mehr als 30 Prozent der Krone lassen. „Eigentlich ist der Kopf schon unten, und wir operieren am offenen Herzen“, meint Alexander Walter. „Schauen wir mal, wie er’s packt“. Es ist eine „Landsberger Renette“, eine alte Apfelsorte von 1850. Laut Wikipedia-Beschreibung stellt er „keine besonderen Ansprüche an den Boden und eignet sich insbesondere für kühle Lagen. Nasse und nährstoffarme Standorte begünstigen allerdings die Entstehung von Obstbaumkrebs“.

 

Günter Letz hat die Sorte herausgefunden. Der erste Vorstand des OGV Gomaringen hat in den letzten Monaten bereits 60 Obstbäume der Gemeinde geschnitten – allein. Die komplette Anlage im Buchbach, einschließlich der so genannten Jungbaumanlage, hat er kartiert und die Bäume genau mit Sorte zugeordnet. „Den könnt ihr gar nicht genug loben“, schmunzelt ein Fachwartkollege bewundernd.

 

Urlaub für die Streuobstpflege

Mit Letz arbeiten am Freitag 16 Fachwarte, dabei auch zwei Frauen, aus dem Landkreis Tübingen im Auftrag der Gemeinde. Die, die noch berufstätig sind, haben für die letzte Schnittaktion dieser Saison einen Urlaubstag geopfert. Wie Christian Wieland aus Tübingen: „Meinen Resturlaub habe ich mit Baumschneiden verbracht!“ Aber das sei schließlich seine Leidenschaft, erklärt der Elektromeister.  Sein Kiebinger Vorstandskollege Armin Raidt nutzt sie Mittagspause in der Grillhütte für ein dickes Lob: „So viele waren noch nie dabei“. Die Stimmung sei gut, das Wetter auch. Alfred Strasdeit aus Öschingen greift das Thema auf; er ist fasziniert von der Teamarbeit und der „phänomenalen Kameradschaft“.

Willy Junger ist da nicht ganz unschuldig dran: Mit Roten Würsten, prima „Opa-Hans-Weckle“ und jeder Menge Getränke sorgte er für’s Catering in der Grillhütte.

 

Buchbachanlage bald fertig

Bis am Nachmittag waren die geplanten und rotweißen Bädern ausgezeichneten 38 Bäume fertig geschnitten. 142 sind es im Buchbach insgesamt, ohne die Patenbäume und zuzüglich der Junganlage.

Fachwarte im Buchbach

Buchbachbäume mit kräftigem Schnitt verjüngt

ANGELA HAMMER.

Sie war so was von verwildert… 10 Jahre wurde sicher nichts an der Gemeinde-Obstanlage im Buchbach gemacht. Seit dem letzten Schnittkurs aber und erst recht seit heute sehen viele der alten Obstbäume aus, als hätten sie, befreit von einer große Last, regelrecht aufgeatmet! Einige Fachwarte waren den ganzen Tag hier und haben viel Energie und Zeit reingesteckt. Jetzt erkennt man erst wieder, wie schön die Bäume trotz ihres hohen Alters noch sind – wie die Nr. 247, ein über 80 Jahre alter Berlepsch.

6,5 Hektar ist die Anlage groß. Martin Kuttler muss es genau wissen, denn seit diesem Jahr ist er der Pächter und kümmert sich mit seinem Fachwissen wieder um die Anlage. Heute halfen ihm Günter Letz, Willy Junger, Jürgen Hirning, Christof Lösel und Falk Föll aus Mössingen, Alfred Volk aus Dußlingen sowie der neue Vorsitzende der Fachwartevereinigung, Armin Raidt aus Rottenburg. Rund 200 Hochstämme sind aus der Pflanzung von 1936/37 noch übrig; als Junganlage kamen 1961/62 um die 80 dazu. Recht neu und jung gibt es 40-50 junge Bäume aus den letzten 10 Jahren, darunter auch die Hochzeitsbäume, die Bürgermeister Steffen Heß vor drei Jahren initiiert hatte. 1953 muss wohl die letzte Zählung auf der gesamten Gemarkung gewesen sein, erinnert sich Jürgen Hirning. Da war Geo Renz dabei und zwei Feldschütze (wär doch mal was für die Gemeindevollzugsbedienstete!;-)). Er schätzt, dass heute von den 15.000 Bäumen noch rund 9.000 übrig sind, einschließlich Neupflanzungen. „Für mich ist es ein kleines Wunder“, sagt der Fachwart, „dass wir heute endlich gemeinsam die Bäume von Misteln befreit haben“. „Und dass man die alten noch so gut pflegen kann“, ergänzt Martin Kuttler. Denn das geht gut, mit Augenmaß, Vorstellungsvermögen und Geduld. Und Fachwissen, natürlich. Um sich ein Bild vom Ausmaß des Arbeitsaufwandes zu machen: Gut die Hälfte der Anlage im Buchbach ist nun geschafft; immerhin wurde bis fast in den Abend intensiv gearbeitet. Nächstes Jahr soll es weitergehen.

Viele alte Sorten im Buchbach

Kurz vor der Blüte sei der Schnitt jetzt genau richtig. Viel mehr als 30 Prozent sollte der Ausschnitt aber nicht betragen. Geht es um Krankheiten oder Mistelbefall, darf es durchaus mal mehr sein, bis zu 70 Prozent können alte Bäume schon auch mal vertragen. Im Buchbach waren mehr als ein Drittel nötig. „Wir haben ja heute keine Kosmetik betrieben“, erklärt Willy Junger, „das waren sozusagen Grundoperationen, damit überhaupt erst mal wieder Luft und Licht an alle Äste kommen“.

Die Buchbach-Anlage der Gemeinde ist kartiert, man kann also sehr schön sehen, wieviele alten Sorten hier wachsen: Berlepsch, Bittenfelder, Goldparmäne, Gewürzluike, Brettacher, Bohnapfel, Boskoop, Jakob Fischer und Reutlinger Streifling oder Roter Trier, aber solche inzwischen selten gewordenen wie Roter Ziegler. „Die waren früher ganz wichtig“, weiß Jürgen Hirning noch, „denn die geben die schönen Farben“.

 

 

Und so sollte es eigentlich nicht aussehen:

IMG_0468Hammer

Die Fachwarte bezweifeln, dass der Radikalschnitt dem Baum guttut. „Man sollte keine Wunden mit mehr als 10 cm Durchmesser wie hier schlagen“, sagt Willy Junger. Von „Todesurteil“ ist gar die Rede.  Und das hätte anders aussehen können; den dieser Schnitt erfolgte nach dem letzten Schnittkurs.

Hier geht es zu den Schnitt-Tipps von Kreisobstbau-Berater Joachim Löckelt. Sie sind wesentlich für die Baumschnittförderung.

 

(Bilder: Angela Hammer)

 

Winterschnittkurs war ein toller Erfolg

ANGELA HAMMER.

„So macht’s richtig Spaß!“ Günter Letz strahlte. Und es war wirklich unglaublich – so viele Interessenten hatten sich noch nie für den Schnittkurs des OGV im Buchbach gefunden. Selbst aus Tübingen kamen am Samstagnachmittag noch Anmeldungen. Allerdings hatten wir nicht nur im Gemeindeboten einen „flammenden“ Aufruf zur Teilnahme gestartet, sondern auch GEA und Tagblatt um Vorankündigung gebeten. Eingeladen waren ausdrücklich und vor allem Nichtmitglieder. Und es kamen –  65 Interessierte, darunter tatsächlich eine Handvoll Frauen. Und Nachwuchs! Philipp Renz war da, und sein Kumpel Martin Kuttler gehört sowieso zu den Fachwarten. Jürgen Hirning war ganz stolz auf die beiden.

Wertvolle Tipps von den Fachwarten

Die Obstwiese im Buchbach rund um die jungen Hochzeitsbäume ist schon ziemlich in die Jahre gekommen; die Gemeinde hat sie wohl 1937 angelegt. Entsprechend traurig sehen auch viele Bäume aus und müssen dringend gepflegt werden, zumal von den Eschen hinter dem Parkplatz die Misteln mit Macht in die Kronen drängen. Also, sie wandern dort nicht hin, aber die Vögel tragen die Samen in die Obstbäume, und die halten den starken Mistelbewuchs auf Dauer nicht ohne Schäden aus. Zumal sich die Mistel mit ihrer Senkwurzel tief in die wasserführende Schicht der Äste krallt.

An mehreren alten Bäumen zeigten und erklärten am Samstagnachmittag alle 5 Fachwarte des OGV – Günter Letz und Willy Junger, Martin Kuttler, Alexander Walter und Jürgen Hirning –, wie’s geht. „Was senkrecht steht, wächst, was nach unten oder im Schatten wächst, stirbt irgendwann ab – und am Waagrechten gibt’s die besten Früchte“ (Günter Letz), „Der hat Platz, den lassen wir, den da oben machen wir weg, das ist sowieso alles nix – und hier haben wir eine klassische Konkurrenzsituation, also muss der weg… ach je, mr sott gar ed drumrum laufe…“ (Jürgen Hirning) und auf die Frage, wann denn die richtige Zeit für die verschiedenen Obstsorten wäre: „Beem ka mr s’ganze Jahr schneide“ (Willy Junger). Bis auf die Walnuss – die schneidet man erst, wenn der Baum grüne Früchte trägt. Der Schnitt im Winter hätte sich wohl eingebürgert, weil da die Bauern halt Zeit hatten.

Wenn man so zuhörte, schien alles logisch… ich gebe zu: für mich bleibt das ein Buch mit sieben Siegeln!;-) Aber viel wichtiger ist ja, dass die, die für die Bäume Verantwortung tragen, auch wissen wie man sie pflegt. Vom Bauhof war immerhin Dietmar Junger da!:-)

Am späten Nachmittag, bei Günter Letz sortenreinem Fleiner-Brand von 1998(!), schien es, als hätten sich die verjüngten Bäume nun regelrecht aufgerichtet und durchgeatmet…

Brautpaare füllen die Obstwiese am Buchbach auf

ANGELA HAMMER.

Auch in Gomaringen pflegen manche Brautleute einen guten alten Brauch: Im Gewann Buchbach pflanzen sie nach der Heirat einen Baum – sinnvollerweise junge Obst- und Wildobstbäume. Topaz und Zwetschge waren es am Samstag, Speierling und Elsbeere, um auch den seltenen Sorten eine Chance zu geben.

Kalt und feucht war’s am Samstagvormittag, eine Zeitlang schneegraupelte es heftig. Bürgermeister Steffen Heß, der heuer mit seiner Frau Claudia zu den acht Brautpaaren zählt, fand das Wetter jedoch optimal und legte selbst Hand an. Seit 2014 werden mit der Pflanzaktion Lücken geschlossen zwischen den älteren oder bereits abgegangenen Obstbäume auf der Gemeindewiese. Aber „da ist noch Platz für viele Hochzeiter“, erklärt Günter Letz. Mit Kollegen hatte er am frühen Morgen bereits die Pflanzlöcher mit Bagger und Bohrer vorbereitet, sodass die Jungbäume nur noch in den Boden versenkt und zugeschüttet werden mussten. Damit sie auch gut anwachsen und das tragen, was sie sollen, gilt es, wie die Höhe der Veredelungsstelle, einiges zu beachten. Willy Junger zeigte also erst einmal den korrekten Pflanzschnitt, der sowohl im Wurzelbereich – hier dürfe durchaus „wie bei Friseur“ geschnitten werden – als auch in der Krone zum Austreiben anregen soll. Oben zeigt der Erziehungsschnitt rund im die Leitäste, wo es mal langgehen soll, „wie bei den Kindern“.

Gepflanzt (und gefördert) werden ausschließlich Hochstämme in Reihen und im Abstand von 10 bis 11 m. Halb- oder Mittelstämme wären leichter zu ernten, doch die hohen prägen die Streuobstwiesen und lassen darunter Platz für eine maschinelle Bewirtschaftung. Die Entsorgung des Schnittguts ließe der derzeit noch zu wünschen übrig: „So, wie es jetzt liegt, haben wir hier eine Wühlmauszuchtanlage“, sagt Willy Junger. Aber da sei schon eine Lösung in Vorbereitung.

Bürgermeisters nennen nun einen jungen Topaz ihr eigen. Iris Walker und André Mangel haben dagegen schon genug Obst im Garten und pflanzten einen Speierling am Waldrand. Der Wildobstbaum, als Wildgehölz einer der seltensten in Deutschland, wird wie die Elsbeere auch eher wie ein Waldbaum gepflegt und braucht keinen strengen Erziehungsschnitt. „Speierling“ mussten sie erst mal googeln – und fanden das dann eine gute Idee: „mal was anderes, und gut für Bienen und Vögel“. Doch auch Menschen mögen seine vielen kleinen Früchte: sie eignen sich gut für Marmelade und zum Brennen.

(alle Bilder: Angela Hammer)